Zuerst wollte ich wiederum in die Lyrik abdriften, von heroischen Taten und spektakulären Gegebenheiten berichten, um dir, lieber Leser, die Ereignisse etwas blumiger und farbiger zu schildern, als dass sie tatsächlich waren, und dir bei dieser Lektüre womöglich noch ein feines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Da die Fussballkunst dem Spiegelberg an jenem Abend gezielt fernblieb, habe mich an den „Profis“ der Fussballberichterstattung orientiert, entschuldigen Sie deshalb die seichte Sprache dieser Dokumentation.
Der FC Rüttenen ist ein altbekannter Gegner, sein Motto lautet wie jedes Jahr: „Wir müssen über den Kampf ins Spiel finden.“
Genau so verlief das gesamte Spiel. Der HSV jedoch nicht zimperlich, hielt in den Zweikämpfen wacker dagegen.
Hinten muss die Null stehen, war stets die Devise, flach spielen, hoch gewinnen, und dann schauen wir, wer den längeren Atem hat. Der HSV war zu Beginn leicht überlegen, packte zuweilen ganz grosses Tennis aus, und versuchte, dem Gegener sein Spiel aufzuzwingen, er hatte auch die besseren Chancen, doch wer sie vorne nicht macht, bekommt sie hinten. Genau so geschah es, der Gegner nutzte seine erste Chance, einen Pfostenabpraller nach einem satten Freistoss verwandelten sie zum 1:0. Plötzlich wurde der HSV nervös und gab das Spieldiktat ab. Totgesagte leben längen, dachte sich Ph. Hohl, und steck den Kopf nicht in den Sand, denn die Rüttener kochen ja auch nur mit Wasser. Er nutzte eine Unachtsamkeit der FCR-Abwehr eiskalt aus. Das Spiel fing wieder bei Null an. Jaja, der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten, das Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Rüttenen kämpfte weiterhin mit harten Bandagen, wurde seines Rufes als kick-and-rush-Mannschaft abermals gerecht. Trotzdem, dass sie die internationale Härte viel zu übertrieben vorleben, spielten sie zu häufig auch den sterbenden Schwan, dem Schiedsrichter entglitt zunehmend die Kontrolle über das Spiel.
Wie sah nun der Matchplan der Haltener aus? Fürs Schönspielen gibts keine Punkte, und in Schönheit zu sterben, bringt nichts. Trotzdem will man Ball und Gegner laufen lassen, die Räume eng machen, die Pass- und Laufwege zustellen, schliesslich ist dies eine Sechs-Punkte-Spiel. Fussballerisch passierte nicht mehr viel, der HSV wendet viel Mühe und Konzentration auf, denn alle wissen: Fussball ist reine Kopfsache, es gibt keine einfachen Gegner. Kurz vor Schluss hat das Zwöi noch Glück, als nach einer Ecke die Abwehr offen wie ein Scheunentor stand. Doch ansonsten war die Hintermannschaft an diesem Tage grundsolide, denn auch der Hobbyfussballer weiss: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive die Meisterschaft, und der Star war heute sowieso die Mannschaft. Da keine der beiden Mannschaften bereit war, das Handtuch zu werfen, ging das Spiel Unentschieden aus, ein Resultat, mit welchem beide Teams gut leben können, auch wenn der HSV einige Torchancen mehr hatte. Naja, hätte hätte Fahrradkette, ne?
Nachdem ich nun alle Klischees bedient und beinahe jede hohle Phrase in der Fussballwelt gedroschen habe, bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: Die Saison ist noch lang, wir müssen von Spiel zu Spiel denken, denn: nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Ich haben fertig. Claude Hohl