Vor meinem inneren Auge entstand an jenem Abend die illusorische Manifestation eines Boxkampfes, denn Parallelen zum Fassball sind durchaus da – zwei Akteure treten sich gegenüber, taktieren, lesen ihr Gegenüber, warten ab, provozieren, verunsichern, verteidigen sich, greifen an, teilen aus, stecken ein, erkennen Schwächen, ergreifen Möglichkeiten, versuchen den Gegner in die Knie zu zwingen.
Die Komposition wirkte, jedenfalls für euren lieben Erzähler, ungewohnt, so gänzlich ohne Hohl’sche Beteiligung, glücklicherweise hatten die Herren Bucher, Kummer und Schläfli keine andere Wahl als ihren indoktrinierten Trieben und sehnsüchtigen Gelüsten nach rauferischer Raserei und fussballerischer Spiellust zu erliegen – Willkommen zurück!
Der HSV begann die Spitzenpartie mit knackigem Passspiel, selbstlosen Laufwegen und viel Überzeugung, war zunächst gefährlicher, agil, ideenreich, unberechenbar und souverän wie ein Klitschko, jedoch ist es niemanden entgangen, dass der Gegner über mehr Antritts- und Reaktionsschnelligkeit verfügt. Dem HSV fiel es zunehmend schwerer, die Zweikämpfe in einer Manier zu führen, wie er es sich zu pflegen vorgenommen hatte. Niederbipp wurde allmählich gefährlicher, hauptsächlich durch ihre früh offenbarte Kernkompetenz, die Standards. Jeder einzelne Eckball war brandgefährlich, hätte jederzeit ein Gegentor bedeuten können. Der HSV war lange Zeit hilflos, als sähe man Cassius Clay unermüdlich auf Nikolai Walujew einprügeln – wie er tänzelnd, vielseitig und schnellkräftig den trägen Russen bearbeitet. Das Zwöi schien in den Seilen zu hängen, konnte sich nicht richtig lösen und verlor viel zu schnell den aufwendig erworbenen Ballbesitz. Nach einer guten Stunde entschieden die Haltner, dass sie nun genug eingesteckt hatten, lancierten einen schnellen Konter und setzten einen linken Haken, der zielgenau einschlug. Der Gegner war erschüttert, sah benommen den sich aufbäumenden und erstarkenden HSV zum nächsten Schlag ausholen und kassierte sogleich dem nächsten Hieb, sackte zu Boden und vermochte sich nicht mehr zu erheben.
Das Zwöi gewinnt das Spitzenspiel (zugegeben mit viel Glück) durch Knockout und steht vorübergehend an der Spitze der Tabelle.
Claude Hohl